Ein neues Jahr – was habt ihr euch nicht vorgenommen?

Okay Leute, aufgepasst, hergehört: Zwischenbilanz! Das neue Jahr ist jetzt immerhin auch schon wieder ein paar Tage alt, also wie schau ma da jetzt aus mit Zielerreichung? Sind wir alle bereits fit und haben unsere nächsten drei Businesses am Start? Ja? Ja? Ja?

„Wir lassen sie nicht sterben“ – Über Verdrängung und Solidarität in Zeiten einer Plage

Den Tauben war es an und für sich wurscht. Die lange Reihe an Verboten, die die Innsbrucker Stadtpolitik sich ausgedacht hatte, um sich unliebsamer Probleme irgendwie zu entledigen. Oder besser: Sie aus dem Sichtfeld zu rücken und irgendwohin ins Unsichtbare zu verdrängen. Bettelverbot, Alkoholverbot, Nächtigungsverbot für Wohnungslose. Komplexe Probleme finden hier seit jeher die denkbar einfachsten Antworten.

Von Zeit zu Zeit

Oft habe ich in den letzten Wochen in Gesprächen seufzend über die Qualität der Zeit geklagt und dafür viel Zustimmung erfahren. Aha. Offenbar bin ich mit dieser Empfindung nicht alleine. Dabei habe ich mich nie so sehr mit Zeit auseinandergesetzt. Sie war einfach. Eine unveränderliche Konstante. Und jetzt ist es irgendwie so, als würde die ganze Welt mit ihren Öffnungen und Schließungen und sich öffnenden Schließungen wie tausend arbeitslos gewordene Babyelefanten auf meiner Brust sitzen.

Wir sterben hier in eurer Welt

Heute ist ein ganz normaler Tag in einem ganz normalen Jahr. Es wird wieder einen Lockdown geben. Die Pressekonferenz beginnt um kurz nach 10. Wir wissen jetzt schon, wie das sein wird. Die Regierung verkündet neue Maßnahmen, die einen werden sich entrüsten, dass die anderen noch nicht geimpft sind, die anderen werden sich zu spontanen Demos verabreden, weil sie ja jetzt vermeintlich in einer Diktatur leben und wir gefälligst ihre Ängste ernstzunehmen haben. Irgendwo zwischen all der Empörung und dem Geschrei wird die Nachricht untergehen, dass ein Mann seine Frau getötet hat. Heute ist ein ganz normaler Tag in einem ganz normalen Jahr.

10.000 Schritte Tag 1: Zweifel, Krieg und Frieden

Ich bin einfach so losgegangen. Ich wusste irgendwie, wenn ich jetzt nicht gehe, würde ich nie mehr gehen. Bloß keine Ausreden mehr finden, sondern losgehen. Also bin ich gegangen wie ich war, in meinen Flipflops, mit meinem Outfit des Tages. Und ich hatte auch keine Ahnung, in welche Richtung ich gehen sollte, ich ließ mich von meinem Gefühl treiben, und, wie das manchmal so ist: Mein Gefühl hat mich in eine Richtung getrieben, mit der ich nicht gerechnet hätte. Mitten hinein in die  Innenstadt, obwohl ich eigentlich niemanden treffen wollte. Ging es hierbei nicht darum, für mich allein zu sein? 

Ohne Ankommen kein Weiterkommen

„Ja sicha!“, sagt Ahmad* mit einer selten dagewesenen Selbstsicherheit und auf original Tirolerisch. Dabei grinst er breit und zuckt kaum merkbar mit der Schulter. Er wundert sich ein bisschen über meine Frage. Das kann ich seinem Blick entnehmen. Ob ihm seine Arbeitsstelle gefällt, wollte ich wissen. Dass er sich so selbstverständlich darüber wundert, deute ich als gutes Zeichen. 

Kritische Öffnungsschritte, Transformationen, ein Kleiderschrank

Bald schon beginnen die ersten Öffnungsschritte und vorsichtig, ja noch sehr vorsichtig fragt sich die Resthoffnung in uns, ob es vielleicht einen halbwegs normalen Sommer geben wird.  Einen Sommer, in dem wir die Überreste dessen, was wir als „Normalität“ erachten, ungezügelt leben können. Über ein Jahr ist es her, dass wir uns in den ersten Lockdown verabschieden mussten und seither gab es wenn überhaupt nur kurze Phasen, in denen das Leben vermeintlich „normal“ funktionierte. Vor etwa einem Jahr noch standen wir ein wenig unter Schock, so einen einschneidenden Eingriff in unser Leben kannten wir bislang nicht. Kein Konsum, keine Unterhaltung, keine Menschen, kein Nichts außer uns selbst in unseren eigenen vier Wänden – ein bisschen fühlte es sich an, als wären wir alle kollektiv aus dem gleichen Rausch aufgewacht, mit dröhnendem Schädel und irgendwie, irgendwie wussten wir auch gar nicht mehr so genau, wie wir hierher gekommen sind.

Von offenen Türen und vergebener Liebesmüh

Irgendwie tendieren wir dazu, die Räume, in denen wir uns bewegen, beim Hinausgehen schon in Nostalgie zu wandeln, und in den Menschen, die wir in dieser Nostalgie fanden, nur noch das Gute zu sehen.
Das Leben ist schließlich schon schwer genug, wie erleichternd und wohltuend ist es da erst, wenn jemand dir noch im Auseinandergehen nachruft: „Meine Tür bleibt immer offen für dich.“ Inmitten der Verletzung macht sich Erleichterung breit, dass nicht alles verloren sein muss. Und vielleicht, ja vielleicht auch ein wenig die Hoffnung, dass wieder da sein könnte eines Tages, was ohnehin nie war.