Von offenen Türen und vergebener Liebesmüh

Irgendwie tendieren wir dazu, die Räume, in denen wir uns bewegen, beim Hinausgehen schon in Nostalgie zu wandeln, und in den Menschen, die wir in dieser Nostalgie fanden, nur noch das Gute zu sehen.
Das Leben ist schließlich schon schwer genug, wie erleichternd und wohltuend ist es da erst, wenn jemand dir noch im Auseinandergehen nachruft: „Meine Tür bleibt immer offen für dich.“ Inmitten der Verletzung macht sich Erleichterung breit, dass nicht alles verloren sein muss. Und vielleicht, ja vielleicht auch ein wenig die Hoffnung, dass wieder da sein könnte eines Tages, was ohnehin nie war.

Ich habe mal gehört, dass man immer so gehen soll, dass man jederzeit zurückkehren kann, und versucht, so gut es ging danach zu leben. Vielleicht sind alle Türen aber nicht gleich im Leben. Es gab Zeiten, da habe ich mir die Finger blutig gekratzt an verschlossenen Türen, weil ich unbedingt hinein wollte und nicht verstehen konnte, dass sie für mich verschlossen blieben. Es gibt Türen, die sich in beide Richtungen problemlos öffnen, Drehtüren, in denen man im Kreis rennt, automatische Schiebetüren, die sich wie von Zauberhand vor dir öffnen, wenn du dich nur nahe genug herantraust. Es gibt Türen wie bei Harry Potter, die einfach verschwinden, nur um woanders wieder für dich aufzutauchen. Und dann gibt es Türen, die dich einfach nur herausfordern, eine Entscheidung zu treffen: Gehen oder bleiben. Wie Saloontüren, die auf dich zurückschwingen und dich voll mit der Breitseite treffen, wenn du zu lange zögerst.

Eine Tür aber, die immer für mich offensteht, ist das größte Kompliment überhaupt, dachte ich. Ein Zeichen, dass ich bedeutsam bin, ein Zeichen, dass ich immer zurück kann und nicht wirklich etwas oder vor allem jemanden zurückzulassen muss.
Doch dann bin ich ein paar Mal bis an die Schwelle der Tür gegangen, nur um zu erkennen, dass in diesem Raum bloß die totale Leere auf mich wartet.

Das ist nur jetzt so, dachte ich und habe fortan die Tür nicht mehr aus den Augen gelassen. Ich habe mich ein bisschen entfernt und in Sichtweite niedergelassen, nur um den richtigen Moment nicht zu verpassen, um wieder durch die Tür zu gehen. Und alles wäre gut. Aber was genau ist eigentlich gut daran, hier rumzusitzen und auf eine offene Tür zu starren, hinter der nichts und niemand für mich ist?

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Ich merke gerade, dass ich in Bewegung gekommen bin, um anderes zu erkunden, das für mich in meinem Leben wichtig ist und das mich unweigerlich aus meiner Warteposition geholt hat. Nicht alles davon ist schön und toll, und dennoch geht es mir damit besser, als auf meinem Warteplatz zu verharren und einer Vorstellung nachzuhängen, wie Dinge sein sollten. Es fühlt sich hier nach mir an, weil es echt ist und weil ich hier willkommen bin, wie ich bin. Auch wenn dies kein Raum ist, in dem ich ankommen kann, sondern ein Übergang. Einer, in dem ich sein kann.

Und dennoch lässt es mich nicht los, das Wissen um diese eine für mich offengebliebene Tür, es hält mich fest und lockt mich mit so vielen Gedanken, was noch hätte sein können oder sein könnte. Ich weiß nicht mehr, warum ich mich davon noch festgehalten fühle und frage mich, was wohl alles in meinen Gedanken sein könnte, wenn diese Gedanken nicht mehr wären. Was nützt mir eigentlich eine offenstehende Tür, wenn da niemand ist, der mich auch hereinbittet und willkommen heißt? Eine Tür offen zu lassen ist manchmal schlicht einfacher, als sie wirklich ganz und gar zu schließen.

Da fällt mir plötzlich auf, was bislang irgendwie so gar keine Option war: Diese Tür, die lässt sich auch von außen schließen. Es wird sich dadurch nicht verändern, das Nichts zwischen uns, aber so zieht es zumindest nicht mehr hier in meinem Stiegenhaus, und es zieht vor allem nicht mehr an mir.

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